Suche nach deutschen Vorfahren in Böhmen und Mähren

Noch 1921 lebten in der damaligen Tschechoslowakei drei Millionen Deutschen. Und das nicht nur im Sudetenland, sondern auch in „deutschsprachigen Inseln“ in größeren und kleineren Städten. In Böhmen und Mähren lebten die deutschsprachigen Einwohner bereits seit dem 13. Jahrhundert. Damals halfen sie mit der Besiedlung der bewaldeten Gebiete und brachten neue Kenntnisse und Handwerke mit sich. Das Jahrhunderte dauernde Zusammenleben wurde durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg eingestellt. Die Bindung zu den Ländereien der Vorfahren wurde unterbrochen, doch die Erinnerungen und Archivalien blieben. Falls Ihre Vorfahren auf dem Gebiet Böhmens und Mährens lebten, werden wir Ihnen helfen, nach den Vorfahren zu suchen.

Ab in das Archiv! Auch gemütlich von zu Hause…

Eine Grundarchivquelle bei der Suche nach den Vorfahren in Böhmen und Mähren und bei der Zusammenstellung des Stammbaums sind Matrikeln. Die katholischen Matrikeln wurden meistens seit dem Dreißigjährigen Krieg geführt. Daher ist es möglich die Vorfahren bis ins 17. Jahrhundert zu verfolgen. Dies gilt selbstverständlich nicht für alle Gebiete – in manchen kann man auch deutlich ältere Einträge ausforschen, in anderen blieben dagegen ältere Matrikeln nicht erhalten. Bei den ältesten Matrikeln handelt es sich um römisch-katholische Matrikeln. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurden protestantische und jüdische Matrikeln zusammengefasst, im 20. Jahrhundert handelte es sich um Zivilmatrikeln.

Matrikeln…

In den Matrikeln wurden die wichtigsten, mit der Kirche verbundenen, Momente im Leben unserer Vorfahren eingetragen: Geburt (Taufe), Hochzeit und Tod (Beerdigung). Es hängt vom Ort und von der Epoche ab, aus der der Eintrag stammt, aber generell kann man auch mehr Informationen, als nur Namen und Daten, gewinnen.

Die Matrikeln wurden für einzelne Einzugsgebiete, zu denen die einzelnen Gemeinden gehörten, geführt. Die Kirchenmatrikeln waren dagegen mit Pfarreien verbunden. Die meisten Archivmaterialien wurden bereits digitalisiert und stehen online auf den Webseiten der böhmischen und mährischen Archive zur Verfügung. Jedes Archiv steht dabei für ein ihm „anvertrautes“ Gebiet.

  • Auf der Webseite des Archivs der Hauptstadt Prag (Archiv hlavního města Prahy) finden Sie Matrikelbücher, die unter die Hauptstadt der Tschechischen Republik fallen.
  • In der Online-Anwendung SOA Praha kann man sich die Matrikelbücher der Mittelböhmischen Region (Středočeský kraj) ansehen.
  • Die Webseite Porta fontium, die vom Staatlichen Gebietsarchiv in Pilsen (Státní oblastní archiv v Plzni) betrieben wird, enthält Matrikelbücher Westböhmens (Západní Čechy) und somit auch der Pilsner und Karlsbader Region (Plzeňský a Karlovarský kraj).
  • Die südböhmischen Matrikeln finden Sie auf den Webseiten des Staatlichen Gebietsarchivs in Wittingau (Státní oblastní archiv v Třeboni).
  • Das Staatliche Gebietsarchiv in Leitmeritz machte auf seinen Webseiten die Matrikelbücher der Reichenberger und Aussiger Region (Liberecký a Ústecký kraj) zugänglich.
  • Das Gebiet Böhmens schließt Staatliches Gebietsarchiv Hradec Králové (SOA Hradec Králové) ab, unter dessen Zuständigkeitsbereich die Matrikelbücher der Königsgrätzer und Pardubitzer Region (Královéhradecký a Pardubický kraj) und des ehemaligen Bezirks Deutschbrod (Havlíčkův Brod) fallen.
  • Mähren fällt unter zwei Gebietsarchive. Eine breite Palette von Archivquellen in digitaler Form bietet das Landesarchiv in Troppau (Zemský archiv v Opavě) an. Man findet hier Matrikelbücher und weitere Archivalien aus der Olmützer und Mährisch-Schlesischen Region (Olomoucký a Moravskoslezský kraj).
  • Eine erhebliche Menge von Quellen digitalisierte auch das Mährische Landesarchiv in Brünn (Moravský zemský archiv v Brně). Die Matrikelbücher der Südmährischen und Zliner Region (Jihomoravský, Zlínský kraj) und der Region Hochland (Vysočina) (außer Bezirk Deutschbrod (okres Havlíčkův Brod)) finden Sie auf der Webseite Acta publica.
  • Falls zu Ihren Vorfahren auch Personen jüdischer Bekenntnis gehörten, muss man sich die jüdischen Matrikeln ansehen, die sich auf der Webseite Vademecum NAČR finden lassen. Hier befinden sich Matrikeln des gesamten Gebiets Böhmens und Mährens.

Es sollte darauf hingewiesen werden, dass es sich in den Archiven nur ältere Einträge befinden. Die jüngeren Matrikelbücher sind meistens noch bei den Matrikelämtern gelagert und man muss um sie die zuständige Matrikel ersuchen.

Eigentum unserer Vorfahren

Die Matrikeln sind nicht die einzige Quelle von Informationen über Ihre Vorfahren, die digitalisiert wurde. Weitere Einzelheiten über das Leben Ihrer Vorfahren in Böhmen und Mähren können Sie aus den Grundbüchern herauslesen. Damals waren Adeligen die alleinigen Eigentümer der Grundstücke und unsere Vorfahren bewirtschafteten die Grundstücke, ohne sie tatsächlich im Besitz zu haben. Von den Adeligen konnte man das Bauerngut entweder pachten, oder es auch offiziell kaufen, womit dann auch das Recht verbunden war, den Grund zu verkaufen, auszutauschen oder den Nachkommen zu vermachen. Die Adeligen mussten aber darüber im Voraus informiert werden und dazu eine Genehmigung erteilen. Alle Einträge wurden durch die Obrigkeitskanzlei, die auch die Grundbücher führte, durchgeführt.

Aus den Büchern lässt sich herauslesen, wann und von wem Ihre Vorfahren das Bauerngut gewannen, wie viel sie dafür bezahlen mussten, wie das Bauerngut über Generationen geerbt wurde und in manchen Fällen auch das, wie die Güter ausgestattet waren. Die neuesten Grundbücher sind aber leider immer noch bei den Katasterämtern gelagert. Doch die älteren Grundbücher wurden bereits den Archiven übergeben und ein Teil lässt sich sogar online finden.

Wo soll man also die Grundbücher suchen?

Volkszählung und weitere Quellen

Online lassen sich auch weitere Quellen finden – von den ältesten bis zu den neusten. Man kann als Beispiel Urbarien (Verzeichnis über die zu erbringenden Leistungen der Grunduntertanen) und die älteste Liste von Bauern in Mähren, sog. Hufenvisitation (lánová vizitace), aus dem 17. Jahrhundert nennen. Für Böhmen können die Urbarien auf den bereits erwähnten Webseiten der einzelnen Archive zugänglich sein, in Mähren findet man sie zusammen mit den Hufenregistern auf der Webseite des Mährischen Landesarchivs.

Von den neueren Quellen können wir als Beispiel die Datenbank der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten oder die Zähloperate nennen. Sie wurden in mehreren Wellen zusammengestellt und zugänglich wurden meistens die Angaben aus den Jahren 1857 bis 1921 gemacht. Man kann in den Zähloperaten Informationen zu dem Beruf der Vorfahren, deren Sprache, der Kenntnis des Lesens und Schreibens, den Namen deren Nachkommen, inkl. Geburtsjahre, oder auch zu der Ausstattung des Hauses, finden.

Die Zähloperate wurden zurzeit noch nicht komplett Digitalisiert. Mit ein bisschen Glück lebten Ihre Vorfahren an Orten, wo die Volkszählungen bereits online zugänglich sind. Aber wo soll man nach diesen Angaben suchen?

Die Zahl der veröffentlichten Operate und anderen Archivalien wird in folgenden Jahren ganz sicher zunehmen.

Auf zu den Vorfahren!

Wie Sie selbst sehen können, gibt es mehr als genug Quellen, um Ihre Vorfahren aufsuchen und deren Leben studieren zu können. Die Zusammenstellung des Stammbaums kann zu einem Lebenshobby werden. Doch nicht jeder kann dieser Arbeit so viel Zeit widmen, oder es machen ihm die in der Kurrentschrift, auf Tschechisch oder auf Lateinisch geschriebene Einträge Probleme. Falls auch Sie dazu gehören, sind unsere Dienstleistungen gerade für Sie bestimmt.

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